Wo
nicht anders vermerkt, richten sich die hier zusammengefassten Vorträge
an ein wissenschaftliches Publikum. Es bestehen zum Teil inhaltliche
Überschneidungen zwischen einzelnen Vorträgen.
„Die
Primärproduktion durch oxigene Photosynthese:
Eine der bedeutendsten Durchbrüche im Verlaufe der Evolution der
Biosphäre“
In
ihrer Frühzeit war die Entwicklung des Lebens auf der Erde durch
den Mangel an organischem Material und an Energie begrenzt: Es konnten
lediglich organische Moleküle genutzt werden, welche durch nicht-biologische
Prozesse synthetisiert worden waren. Wahrscheinlich stammte ein nicht
unbeträchtlicher Teil von ihnen aus dem interstellaren Raum und
gelangte durch Meteoriten und Kometen auf die Erde. Für die Energiegewinnung
mit Hilfe von oxidativen Prozessen standen nur in geringem Maße
terminale Elektronacceptoren zur Verfügung, da die Ur-Atmosphäre
sauerstofffrei war.
Nach dem Auftreten der ersten autotrophen Bakterien konnte durch die
Biosphäre selber organisches Material durch die Reduktion von Kohlendioxid
zu organischen Molekülen synthetisiert werden. Die ersten photosynthetischen
Organismen waren aber auf Schwefelwasserstoff und andere reduzierte
Moleküle als primäre Elektrondonatoren für die Reduktion
von Kohlendioxid zu organischem Material angewiesen. Elektronendonatoren
waren aber trotz des Fehlens von molekularem Sauerstoff nur in begrenztem
Umfange verfügbar. Außerdem bestand der Mangel an terminalen
Elektronacceptoren weiter. Wahrscheinlich bereits vor mindestens 3,5
Milliarden Jahren entwickelten sich aber mit den Stromatolithen die
ersten Cyanobakterien-Lebensgemeinschaften, welche ihren Bedarf an Elektronen
durch die Spaltung von Wasser zu decken vermochten. Dies war nur durch
die Serienschaltung zweier Photosysteme und die Entwicklung von Enzymsystemen
möglich, welche das überaus stabile Wassermolekül zu
spalten vermochten. Als Abfallprodukt dieses Prozesses entstand molekularer
Sauerstoff.
Dennoch dauerte es annähernd eineinhalb Milliarden Jahre, ehe die
ersten Spuren von molekularem Sauerstoff in der Atmosphäre auftraten.
Dies war darauf zurückzuführen, daß der meiste Sauerstoff
beim Abbau der neu gebildeten organischen Substanz wieder verbraucht
wurde. Nur ein kleiner Bruchteil des organischen Materials blieb unzersetzt
und lagerte sich in Sedimenten ab. Der diesem Anteil entsprechende Sauerstoff
wiederum wurde zum überwiegenden Teil für die Oxidation von
Mineralien an der Erdoberfläche verbraucht, lediglich etwa 2 %
konnten in der Umwelt verbleiben.
Das erste Auftreten von freiem Sauerstoff in der Atmosphäre vor
2,1 Milliarden Jahren fällt zeitlich annähernd mit den ersten
einzelligen Eukaryonten zusammen, welche heute zum überwiegenden
Teil ihren Energiebedarf durch aeroben Stoffwechsel decken. Der Verlauf
der Zunahme des molekularen Sauerstoffs in der Atmosphäre ist nicht
gut belegt, doch wird angenommen, daß dieser in Pulsen erfolgt
ist. Bis zum Auftreten der ersten mehrzelligen Tiere vergingen jedenfalls
noch mindestens eine Milliarde Jahre. Dies kann durch den im Vergleich
zu einzelligen Organismen erhöhten Energie- und dementsprechend
auch Sauerstoffbedarf mehrzelliger Organismen erklärt werden. Erst
vor etwa 700 Millionen Jahren entfaltete sich mit der Ediacara Fauna
die erste umfangreiche Gemeinschaft mehrzelligen Tiere. Diese hatte
blattartig dünne Körper, was als Anpassung im Sinne einer
Oberflächenvergrößerung zur Intensivierung des Gasaustauschs
interpretiert werden kann.
Vor etwa 400 – 500 Millionen Jahren hatte dann der Sauerstoffgehalt
annähernd seinen heutigen Wert erreicht. Um diese Zeit eroberten
zuerst die Pflanzen und danach die Tiere das Land. Es ist naheliegend
zu vermuten, daß die Eroberung des Landes erst möglich wurde,
nachdem sich in der Stratosphäre eine Ozonschicht aufgebaut hatte,
welche bis heute den überwiegenden Teil der schädigenden Ultraviolettstrahlung
der Sonne abschirmt.
Die Eroberung des Landes durch Pflanzen und Tiere war ein entscheidender
Wendepunkt in der Entwicklung des Lebens auf der Erde. Innerhalb einer
für geologische Maßstäbe relativ kurzen Zeit überflügelte
die Primärproduktion auf dem Lande jene der Ozeane, und es entwickelten
sich üppige Steinkohlenwälder. Die Überlegenheit der
Primärproduktion auf dem Lande gegenüber jener im Wasser ist
vor allem durch die günstigere Energieversorgung der photosynthetischen
Organe zurückzuführen. Dabei spielen zwei Faktoren eine Rolle.
(1) Auch in reinem Wasser wird rotes Licht stark absorbiert, es steht
daher nur blaues Licht zur energetischen Nutzung zur Verfügung.
(2) Wasser ist im Vergleich zu Luft viel stärker getrübt.
Aus diesem Grunde können in den meisten aquatischen Lebensräumen
nur Bruchteile der einfallenden Strahlung durch photosynthetische Pigmente
absorbiert und energetisch genutzt werden. Eine geschlossene Vegetationsdecke
hingegen absorbiert fast das gesamte auf sie einfallende Licht.
Es wird angenommen, daß der atmosphärische Sauerstoffgehalt
während der letzten 400 Millionen Jahre vergleichsweise stabil
geblieben ist. Zwei Mechanismen werden dafür verantwortlich gemacht:
(1) Sauerstoff hemmt die mikrobielle Fixierung von atmosphärischem
Stickstoff. Daher wird die Primärproduktion unter stark oxidierenden
Bedingungen durch den Mangel an biologisch nutzbarem Stickstoff begrenzt.
(2) Hohe atmosphärische Sauerstoff-Partialdrucke führen zur
spontanen Entzündung von organischem Material und damit zu einem
Verbrauch von Sauerstoff. Es gibt allerdings indirekte Hinweise darauf,
daß zumindest während der Steinkohlenzeit infolge der hohen
Primärproduktion der Steinkohlenwälder, höhere atmosphärische
Sauerstoff-Partialdrucke geherrscht haben müssten als heute. Zu
dieser Zeit gab es nämlich Insekten mit Flügelspannweiten
von bis zu 60 cm. Die heutigen Fluginsekten sind wesentlich kleiner.
Ein wichtiger Grund dafür ist wahrscheinlich, daß größere
heutige Formen ihren hohen Sauerstoffbedarf für die Energiegewinnung
durch das relativ ineffiziente Tracheensystem nicht decken könnten.
Der
derzeitige Sauerstoff-Partialdruck von knapp 21 % ist wahrscheinlich
ideal für die Entwicklung und Entfaltung des Lebens auf den Kontinenten
und im Ozean. Er ist das Ergebnis einer Vielzahl von biogeochemischen
Prozessen, an deren Beginn die Spaltung des Wassermoleküls im Zuge
der Photosynthese der ersten Cyanobakterienmatten in Flachmeeren stand.
Diese Lebensgemeinschaft hat sich in der Shark Bay im Westen Australiens
bis zum heutigen Tage erhalten.
„Begrenzen
Nährsalze oder die Versorgung mit Energie die Produktivität
des Ozeans?
Das Rote Meer und der Antarktische Ozean als extreme Fallstudien“
Das Minimum-Gesetz besagt, daß jene Ressource die biologische
Produktivität bestimmt, deren Verfügbarkeit am weitesten hinter
den Ansprüchen der Organismen zurücksteht. Im Allgemeinen
begrenzt die Versorgung mit Nährsalzen die Akkumulation von Biomasse
(Ertragslimitation), während die Wachstums-geschwindigkeit durch
die Versorgung mit Energie bestimmt wird (Ratenbegrenzung). In den meisten
marinen Ökosystemen ist die Energieversorgung während des
Sommers reichlich, wodurch die komplette Aufzehrung des am wenigsten
verfügbaren Nährsalzes, meistens Stickstoff, in der Deckschicht
erfolgt. Im Gegensatz dazu führt die winterliche Durchmischung,
welche nährsalzreiche tiefere Wasserschichten erfaßt, zum
Eintrag von Pflanzennährstoffen, die jedoch infolge der geringeren
Verfügbarkeit von Strahlungsenergie nicht durch das Phytoplankton
aufgezehrt werden können. In diesem Falle ist daher auch der Wachstumsertrag
durch die Energieversorgung begrenzt. Die Frage der Kontrolle der Produktivität
des Ozeans ist aus zweierlei Gründen von großem Interesse:
(1) Einschätzung des Potentials der Nutzung mariner Lebender Ressourcen
für die Verbesserung der Welt-Ernährung und (2) bessere Quantifizierung
der Rolle des Ozeans als globale Kohlendioxidsenke.
Der
Golf von Aqaba am nördlichen Ende des Roten Meeres kann als Fallstudie
für ein primär nährstoffbegrenztes System herangezogen
werden. In den meisten Jahren ist die Strahlungsenergieversorgung auch
während der Wintermonate so hoch, daß Nitrat in der bis in
größere Tiefen durchmischten Wasserschicht durch den Aufbau
einer Phytoplanktonblüte völlig aufgezehrt werden kann. Diese
tritt in der Regel bereits während der Durchmischungsphase, und
nicht erst nach der Stabilisierung der Wassersäule infolge der
Erwärmung der oberflächennahen Wasserschichten auf. Hohe Sonnenergieinputs
und die erhebliche Transparenz des Wassers sind für die hohe Energieversorgung
des Phytoplanktons verantwortlich. Wegen der starken interannuellen
Schwankungen in der winterlichen Abkühlung und dementsprechend
auch der Durchmischungstiefe während der kühlen Jahreszeit,
gelangen aber unterschiedliche Nährstoffmengen in die Deckschicht.
Dementsprechend erreicht die Biomasse des Phytoplanktons von Jahr zu
Jahr unterschiedliche Maximalwerte. Nur wenn die winterliche Durchmischungstiefe
350 m überschreitet, welches nur während ungewöhnlich
kühler Jahre der Fall ist, reicht die Energieversorgung für
eine komplette Aufzehrung der Nährstoffe innerhalb der durchmischten
Wasserschicht nicht mehr aus. Als Folge kann in außergewöhnlich
kühlen Jahren die Phytoplankton-Biomasse trotz stark erhöhter
Nährsalzzufuhr während der Durchmischung infolge von Energiebegrenzung
nicht weiter ansteigen.
Seit
Jahren wurde vermutet, daß die Energieversorgung des Antarktischen
Ozeans während des kurzen Sommers nicht ausreicht, um eine komplette
Aufzehrung der Nährstoffe für den Aufbau von Biomasse zu ermöglichen
(HNLC-Region). Da aber auch der Äquatoriale Pazifik und der Zentrale
Nordpazifik HNLC-Regionen darstellen, kann die geringe Energieversorgung
nicht die einzige Erklärung für dieses Muster sein. Eisendüngungsexperimente
im Äquatorialen Pazifik und in jüngerer Zeit auch im Südlichen
Ozean legen die Vermutung nahe, daß auch im Südlichen Ozean
Eisenbegrenzung zumindest als zusätzlicher Mechanismus für
die Kontrolle des Primärproduktionsprozesses in Betracht gezogen
werden muß.
Die
Ergebnisse dieser beiden Fallstudien können als Grundlagen für
zwei bestehende Hypothesen zur Erklärung der synchronen Schwankungen
von Lufttemperatur und atmosphärischem Kohlendioxyd-Partialdruck
während der Glazial-Interglazial-Zyklen der letzten 900.000 Jahre
dienen, die vor allem aus dem Vostok-Eisbohrkern aus der Antarktis nachgewiesen
werden konnten:
1) Die Durchmischungstiefen-Hypothese, welche vermutet, daß tiefe
Durchmischung während der Glazialperioden zu einer verstärkten
Zufuhr von Nährsalzen in die euphotische Zone geführt hat
und dementsprechend zu einer Erhöhung der Primärproduktion.
2) Die Eisenstaub-Hypothese, welche besagt, daß Eisendüngung
durch Einwehen von Staub während der Vereisungsperioden, die sich
auch durch geringere Niederschlagsmengen auszeichnen, zu einer Produktivitätssteigerung
des Ozeans geführt hat.
Beide Szenarien könnten eine Intensivierung der biologischen Kohlenstoffpumpe
während kalter Perioden erklären: Durch gesteigerte Primärproduktion
wird während der Glazialperioden mehr Kohlendioxid aus der Atmosphäre
aufgenommen und gebundener Kohlenstoff durch Sinkstoffflüsse aus
der Deckschicht entfernt. Die beiden Hypothesen schließen sich
nicht gegenseitig aus.
Süßwasser:
Erneuerbar und doch nicht unerschöpflich
Dieser
Vortrag richtet sich in erster Linie an eine breitere Öffentlichkeit
und an politische Entscheidungsträger
Etwa
1,2 Milliarden Menschen steht zu wenig Süßwasser von ausreichender
Qualität zur Verfügung. 50 % der Weltbevölkerung verfügt
über keine hygienischen Toiletten und nur etwa 5 % des Abwassers
weltweit werden gereinigt. Jährlich sterben 5 Millionen Menschen
an Krankheiten im Zusammenhang mit unzureichender Versorgung mit Süßwasser.
Das ungebremste Bevölkerungs-wachstum (jährliche Zunahme um
82,6 Millionen Menschen), die zunehmende Disparität zwischen den
reichen und armen Ländern sowie der globale Klimawandel verschärfen
das Süßwasserproblem laufend.
Obwohl Wasser eine erneuerbare Ressource darstellt, ist seine Verfügbarkeit
begrenzt, und zwar vor allem aus den folgenden Gründen: (1) Lediglich
durch den Wasserkreislauf erneuertes Wasser kann nachhaltig genutzt
werden. (2) Das erneuerbare Wasserpotential (Niederschläge minus
Verdunstung) schwankt regional innerhalb weiter Grenzen: Gebieten mit
Wasserüberschuß stehen andere mit akutem Wassermangel gegenüber.
(3) Die regionalen Disparitäten entstehen vor allem, weil sich
die klimabedingte regionale Verteilung des Wasserdargebots nicht mit
dem von der Bevölkerungsdichte abhängigen Wasserbedarf deckt.
Die Verfügbarkeit von weniger als 1.000 Kubikmetern pro Person
und Jahr wird als nicht mehr ausreichend erachtet. (4) Im Gegensatz
zur Elektrizität kann Trinkwasser nicht über große Entfernungen
transportiert werden. Der Wasserbedarf muß daher lokal gedeckt
werden. (5) Die Wasserqualität ist in der Regel in Wassermangelgebieten
am schlechtesten und die Effizienz der Wassernutzung ist in Gebieten
mit unzureichender Wasserversorgung meist am geringsten.
1. Wasserfunktionen und Wassernutzungen:
Wasser
hat mehrere Funktionen, deren Sicherstellung manchmal im Konflikt miteinander
steht: (1) Lebenserhaltungsfunktion als Trinkwasser sowie für die
Erzeugung von Lebensmitteln, (2) Lebensraumfunktion für Süßwasserorganismen,
(3) Regelungsfunktion als steuernder Faktor des globalen und regionalen
Klimas sowie (4) verschiedene Nutzungsfunktionen, vor allem im Zusammenhang
mit der Gewinnung von lebenden Ressourcen und der Nutzung von Gewässern
als Verkehrswege.
Die verschiedenen Wassernutzungen stellen überdies unterschiedliche
Anforderungen an die Wasserqualität: Im weltweiten Durchschnitt
werden nur 8 % des Süßwassers als Trink- und Hygienewasser
genutzt: Hier bestehen die höchsten Qualitätsanforderungen.
70 % des Süßwassers dient für die künstliche Bewässerung
mit insgesamt geringeren Qualitätserfordernissen, und 22 % des
Süßwassers werden für die Industrie mit stark unterschiedlichen,
jedoch meist vergleichsweise geringen Qualitätsanforderungen benötigt.
Werden die jeweiligen nutzungs-spezifischen Wasserqualitätsanforderungen
nicht erreicht, verringert sich die verfügbare Menge an nutzbarem
Süßwasser. Die relativen Anteile für die verschiedenen
Nutzungsformen zeigen große regionale Unterschiede, vor allem
in Abhängigkeit von klimatischen und sozioökonomischen Randbedingungen.
2.
Anthropogene Eingriffe und ihre Folgen:
Anthropogene Beeinflussungen der Süßwasserressourcen und
ihrer Funktionen umfassen Eingriffe in den Wasserhaushalt und Beeinträchtigungen
der Integrität von Gewässerökosystemen.
Die folgenschwersten Eingriffe in den Wasserhaushalt sind die Errichtung
von großen Stauseen und die exzessive Nutzung von Wasser für
die künstliche Bewässerung. Beides hat insbesondere in Gebieten
mit trockenem Klima durch Erhöhung von Verdunstungsverlusten starke
Auswirkungen auf den Wasserhaushalt ausgedehnter Gebiete. Als Folge
kommt es zu Wassermangel und zum Schwund von stehenden Gewässern,
verbunden mit starker Versalzung. Beides wirkt sich auch stark auf die
Struktur der betroffenen Ökosysteme aus.
Die Degradation natürlicher Gewässerökosysteme erfolgt
vor allem durch die Zufuhr von Nährsalzen (Eutrophierung) und von
Fremdstoffen (Verunreinigung). Die Beeinträchtigung der Ökosystemfunktionen
hat eine Verringerung der Nutzbarkeit von Gewässern zur Folge.
Dies betrifft vor allem die Nutzung von Oberflächengewässern
als Trinkwasserreservoire und für die Binnenfischerei. Auch die
Erholungsnutzung ist meist stark betroffen.
3.
Wasser und Gesundheit:
Zahlreiche Krankheiten sind direkt mit der Wasserqualität verknüpft.
Parasitäre Erkrankungen: Eine erhebliche Rolle spielen vor allem
in tropischen Ländern pathogene Organismen, die einen Teil ihres
Lebenszyklus im Wasser vollführen. Im Jahr 2003 waren weltweit
etwa 300 Millionen Menschen an Malaria erkrankt, 80 % davon in Afrika
südlich der Sahara. Die Zahl der Todesopfer betrug 3 Millionen,
Kinder unter 5 Jahren waren besonders schwer betroffen. Die Bekämpfung
der Malaria zielt sowohl auf den Erreger, als auch auf die Prophylaxe
und Behandlung betroffener Patienten ab. Beides erweist sich als überaus
schwierig: Die Bekämpfung der Malariamücke erfordert den Einsatz
von DDT und gefährdet auch andere Wasserorganismen. Die Behandlung
von an Malaria erkrankten Menschen führt zur Resistenzbildung der
Erreger.
Infektionskrankheiten durch verunreinigtes Wasser (wasserbürtige
Krankheiten): Diese umfassen virale Infekte und bakterielle Epidemien.
Unter letzteren spielt Typhus mit weltweit 17 Millionen Krankheitshaltsfällen
und 600.000 Toten pro Jahr die größte. Präventive und
kurative Maßnahmen wasserbürtiger Infektions-krankheiten
sind prinzipiell erfolgversprechend. Erforderliche Strategien sind die
Verbesserung der Hygiene sowie einfache Behandlungsmethoden, die auch
in stark unterentwickelten Ländern anwendbar wären.
4.
Leitbilder für die Lösung der Süßwasserkrise:
Zur Sicherung einer nachhaltigen Nutzung der vorhandenen Süßwasser-ressourcen
zur Deckung des weltweiten Wasserbedarfs sind die folgenden Leitbilder
zu verwirklichen: (1) Ausschließliche Nutzung des durch den natürlichen
Wasserkreislauf erneuerten Wassers (erneuerbares Wasserpotential), (2)
Maximierung der Nutzungseffizienz von Süßwasserressourcen.
Da im weltweiten Durchschnitt 70 % des Süßwassers für
die Bewässerung genutzt wird, besteht hier das größte
Einsparungspotential. (3) Definition von nutzerspezifischen Wasserqualitätsstandards:
Vor allem für Trinkwasser müssten weltweite Mindeststandards
verbindlich festgelegt und eingehalten werden. (4) Erhöhung der
hygienischen Standards bei der häuslichen Abwasserentsorgung und
-reinigung zur Vermeidung wasserbürtiger Infektionskrankheiten
und schließlich (5) die Sicherung der Lebensraumfunktionen von
Gewässerökosystemen.
Die
Versorgung mit Süßwasser in ausreichender Menge und von ausreichender
Qualität gehört zu den fundamentalen Menschenrechten. Wegen
der erheblichen Gefahr von internationalen Konflikten um Wasserressourcen
ist die Sicherung der Süßwasserversorgung in Wassermangelgebieten
ein Beitrag zur Friedenssicherung.
„Die
Bedrohung des Weltozeans durch den Menschen“
Dieser
Vortrag richtet sich in erster Linie an Studierende
Der
Weltozean bedeckt 71% der Erdoberfläche und ist mit einer durchschnittlichen
Tiefe von 3,8 km der größte Lebensraum der Erde. Außerdem
besitzt der Ozean eine zentrale Bedeutung für globale Stoffkreisläufe
und die Steuerung des Klimas. Fast 40% der Weltbevölkerung lebt
an Küsten. Der Ozean ist der wichtigste Transportweg für die
Schifffahrt und eine bedeutende Nahrungs- und Rohstoffquelle.
Primäre Auslöser der Gefährdung des Ozeans, wie der globalen
Umwelt überhaupt, sind das Wachstum der Weltbevölkerung (1,33
% pro Jahr), die Zunahme des Pro- Kopf-Ressourcenverbrauchs (ca. 4 %
pro Jahr), die Zunahme der weltweiten Stoffströme durch Globalisierung
des Welthandels, und der Globale Klimawandel. Diese Eingriffe gefährden
den Ozean nicht nur als Natur- und Lebensraum, sondern sie schränken
auch seine Nutzbarkeit durch den Menschen ein.
1.
Die Belastung des Ozeans durch den Menschen:
Die anthropogenen Belastungen des Ozeans können wie folgt zusammengefasst
werden. Besonders schwer sind dabei küstennahe Bereiche von den
negativen Auswirkungen betroffen.
Beeinträchtigung von Ökosystemfunktionen durch Schadstoffe
(Verschmutzung) oder Überdüngung (Eutrophierung).
Übernutzung der Fischbestände der Hochsee durch nicht nahhaltige
Befischung.
Verklappung von Abfallstoffen einschließlich radioaktivem Abfall
in der Tiefsee.
Verdrängung einheimischer Arten durch die Einführung fremder
Arten (Hauptursache: Lenzen von Ballastwasser).
Gezielte Beseitigung (Konversion) von Küstenökosystemen, vor
allem durch Baumaßnahmen für menschliche Nutzungen (Industrialisierung,
Urbanisierung, Aquakultur).
Gefährdung von Küstenökosystemen durch Ölverschmutzung
als Folge von Tankerunfällen.
Zerstörung von küstennahen Regionen durch den zu erwartenden
Meeresspiegelanstieg.
Gefährdung von Korallenriffen und Mangroven als Folge der globalen
Erwärmung und ihrer Übernutzung sowie durch den Tourismus.
2.
Weltweiter Schutz der Meere:
Der weltweite Schutz der Ozeane kann nur durch internationale Maßnahmen
sichergestellt werden. Die Teilung der Verantwortlichkeiten in Hoheitsgewässer
(nationale Souveränität) und internationale Gewässer
(Hochsee) erschwert die Koordination des internationalen Meeresumweltschutzes.
Dabei sind die folgenden Aspekte besonders zu beachten:
Die Gefährdung von Küstengewässern (nationale Hoheitszonen)
fällt in nationale Souveränitäten, kann sich aber auf
internationale Gewässer auswirken.
Der Schutz und die Nutzung internationaler Gewässer kann nur durch
internationale Abkommen geregelt werden.
Kosten für den Schutz der Hochsee können nur international
getragen werden Wegen
des Potentials der küstenseitigen Gefährdung internationaler
Gewässer muß auch der Schutz von Küstengewässern
international geregelt werden.
Nur
verbindliche und verifizierbare internationale Abkommen sowie eine durch
die Vereinten Nationen getragene Organisation (International Maritime
Organisation) können den Schutz und die nachhaltige Nutzung der
Meere durch die Weltgemeinschaft sicherstellen.
„Die
Sechste Auslöschung:
Der Mensch als Auslöser eines Arten-Massensterbens von geologischen
Proportionen“
Im Verlaufe der Erdgeschichte kam es immer wieder zu Massenauslöschungen
von biologischen Arten, die in den extremsten Fällen möglicherweise
den Fortbestand der gesamten Biosphäre in Frage gestellt haben.
Die Ursachen der meisten Massen-extinktionen sind nicht im Einzelnen
bekannt, besondere Bedeutung besaßen aber vermutlich Vereisungen,
vulkanische Deckenergüsse und Asteroidenaufschläge. Wahrscheinlich
ist auch, daß in fast allen Fällen rasche und drastische
Verschlechterungen in den Lebensbedingungen erfolgt sind, an welche
sich zahlreiche Arten nicht anpassen konnten. Daneben spielte auch der
Verlust von Lebensraum eine entscheidende Rolle. Nach Beendigung dieser
globalen Umweltkrisen entwickelten sich in der Regel zahlreiche neue
Arten, welche innerhalb eines Zeitraums von 2 – 5 Millionen Jahren
die durch die Auslöschung von Arten freigewordenen ökologischen
Nischen wiederbesetzen konnten.
Wir
sind Zeugen einer derartigen Massenextinktion, die zum Verlust von schätzungsweise
130 biologischen Arten pro Tag führt. Auslöser dieses Massensterbens
von geologischen Proportionen sind wir selber:
Die Ausbreitung der Menschheit hat Auswirkungen, die zur Auslöschung
von Arten führen können: Die gravierendsten Einflüsse
sind die gezielte Konversion (Umwandlung) und/oder Degradation von Ökosystemen,
die beabsichtigte oder ungewollte Einschleppung fremder Arten sowie
die Übernutzung lebender Ressourcen.
Die
Empfindlichkeit von biologischen Arten gegenüber globalen oder
lokalen Umweltkrisen hängt besonders von ihrer Spezialisierung
im Hinblick auf ihre Umwelt- und Ressourcenansprüche, ihrer geographischen
Verbreitung sowie ihren Reproduktionsraten ab. Die Auswirkungen des
Artenschwunds auf Struktur und Funktion von Ökosystemen sind vor
allem von der Rolle betroffener Arten innerhalb ihrer natürlichen
Lebensgemeinschaften abhängig, im Einzelnen aber häufig noch
schwer vorherzusagen.
Als
Rechtfertigung für den Schutz von biologischen Arten können
ihr Nutzwert für den Menschen, ihr Funktionswert innerhalb von
Ökosystemen sowie die Möglichkeit ihrer Nutzbarkeit in der
Zukunft (Optionswert) ins Treffen geführt werden. Da wir als einzige
biologische Art die Folgen unseres eigenen Tuns abschätzen können,
haben wir darüber hinaus die ethische Verpflichtung, biologische
Arten auf Grund ihres Eigenwertes vor dem Aussterben zu bewahren.
„Das Wachstum der Weltbevölkerung:
Die größte politische Herausforderung am Beginn des Dritten
Jahrtausends“
Dieser
Vortrag richtet sich in erster Linie an eine breitere Öffentlichkeit
sowie an politische Entscheidungsträger
Im Jahre 1800 betrug die Weltbevölkerung 1 Milliarden Menschen.
Während der nachfolgenden 120 Jahre stieg die Bevölkerung
auf 2 Milliarden an. Derzeit nimmt die Weltbevölkerung in einem
Zehntel dieser Zeitspanne jeweils um eine weitere Milliarde, oder um
82,6 Mio. Menschen pro Jahr (entsprechend etwa der Bevölkerung
Deutschlands) zu. Fast 99% des Weltbevölkerungswachstums findet
in den armen Ländern des Südens statt. Gleichzeitig werden
80 % der weltweit genutzten Ressourcen in den reichen Industrieländern
genutzt, deren Bevölkerung nur 20 % der Weltbevölkerung ausmacht.
Der Pro-Kopf-Energieverbrauch kann als grobes Maß für den
Gesamt-Ressourcenverbrauch der Bevölkerung eines Landes herangezogen
werden. Im weltweiten Durchschnitt liegt der Pro-Kopf-Energieverbrauch
bei 2.000 W. Es bestehen jedoch erhebliche regionale Unterschiede. Während
in Bangladesch pro Person nur ca. 300 Watt verbraucht werden, beträgt
in den USA und Canada der Pro-Kopf-Energieverbrauch über 10 Kilowatt.
Die Belastung der Umwelt durch den Menschen hängt im Wesentlichen
vom Produkt Bevölkerungszahl x Pro-Kopf-Energieverbrauch ab. Um
nachhaltige Entwicklung sicherzustellen, müssen daher beide Faktoren
berücksichtigt werden. Dementsprechend unterscheiden sich zielführende
Strategien zur Erzielung einer nachhaltigen Entwicklung in Industrieländern
und Entwicklungsländern erheblich voneinander.
Die kombinierte Auswirkung von Weltbevölkerungswachstum und zunehmenden
Pro-Kopf-Ressourcenverbrauch ist der wichtigste Antrieb für den
vom Menschen ausgelösten globalen Wandel. Dabei treten bereits
jetzt vor allem die folgenden Kernprobleme auf: (1) Verlust natürlicher
Lebensräume und Aussterben biologischer Arten, (2) durch den Menschen
ausgelöster Klimawandel, (3) unzureichende Versorgung der Menschen
mit Süßwasser und Nahrung, (4) Energieverknappung.
Infolge
der ungleichen geographischen Verbreitung von Bevölkerungswachstum
und Reichtum nehmen die regionalen Unterschiede zwischen den reichen
und den armen Ländern ständig zu. Es ist nicht zu erwarten,
daß der in den Industrieländern während des 19. und
frühen 20. Jahrhunderts erfolgte demographische Übergang auch
in den Entwicklungsländern zum Tragen kommt.
Das Stadium 1 des Demographischen Übergangs ist durch hohe Geburtenraten
bei kurzer Lebenserwartung und demzufolge durch geringes Bevölkerungswachstum
gekennzeichnet. Dieses Stadium ist charakteristisch für vor-industrielle
Gesellschaften.
Im Stadium 2 des Demographischen Übergangs nimmt dank der Verbesserung
der hygienischen Verhältnisse zunächst die Lebenserwartung
zu, die Geburtenraten bleiben jedoch weiterhin hoch. Als Folge kommt
es zu einer starken Zunahme der Bevölkerung. In Europa und Nordamerika
wurde dieses Stadium durch die Industrielle Revolution ausgelöst.
Stadium 3: Durch die Zunahme des allgemeinen Wohlstands kam es in den
ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts in den Industriestaaten zu einer
starken Verringerung der Geburtenzahlen und damit zu einer Verlangsamung
des Bevölkerungswachstums bis zu dessen Stillstand, in einigen
Ländern sogar zu einer rückläufigen Entwicklung.
Die meisten Entwicklungsländer befinden sich derzeit im Stadium
2 des Demographischen Übergangs. Aus den nachfolgenden Gründen
ist in der Mehrheit der armen Länder ein Übergang zu Stadium
3 des Demographischen Übergangs kurzfristig nicht zu erwarten:
(1) In den meisten Entwicklungsländern wächst derzeit die
Bevölkerungszahl rascher als das jeweilige Brutto-Inlandsprodukt.
Daher nimmt der Wohlstand des Einzelnen ab. Außerdem steigt in
vielen Ländern die Anzahl der Analphabeten. (2) Der Vorgang des
Demographischen Übergangs vom Stadium 2 zum Stadium 3 benötigt
2-3 Generationen. Er könnte, selbst wenn er jetzt einsetzen würde,
nicht kurzfristig zu einer Entspannung der Situation in den armen Ländern
führen. (3) Die Auswanderung aus den Industrieländern in noch
dünn besiedelte Gebiete verlangsamte im 19.Jh. die Zunahme der
Bevölkerungs-dichte in Europa. Trotzdem kam es damals wiederholt
zu Hungersnöten (z.B. in Irland). Diese Option steht heute nicht
mehr zur Verfügung.
Es
muß daher damit gerechnet werden, daß sich die Situation
in den armen Ländern des Südens weiter verschärfen wird.
Dabei sind vor allem die folgenden Erscheinungen zu erwarten, welche
sich besonders in Afrika bereits jetzt abzeichnen:
1. Zunehmende Verknappung von Süßwasser und Nahrungsmitteln,
2. weitere Zunahme der Armut,
3. Massenarbeitslosigkeit,
4. Zunahme von Epidemien und Pandemien,
5. Massenmigrationen aus den armen in die reichen Länder („Wirtschaftsflüchtlinge“)
6. Zunahme politischer und ethnischer Konflikte in den unterentwickelten
Ländern, bis hin zum Genocid,
7. Zunahme der Konflikte zwischen den reichen und den armen Ländern
(„asymmetrische Kriegsführung“ in Form von Terrorismus),
8. weitere Beschleunigung der Zerstörung natürlicher Lebensräume
und Verschärfung der Massenauslöschung biologischer Arten,
9. Fortgesetzte und sich verstärkende Beeinflussung des Weltklimas.
Bezüglich
der Frage, ob sich die derzeit vor allem in den armen Ländern rasch
ausbreitende AIDS-Pandemie kurzfristig auf das Bevölkerungswachstum
auswirken wird, herrscht unter Experten keine Einigkeit.
In
dieser Situation sind rasche und koordinierte politische Maßnahmen
unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Situation in den reichen
und armen Ländern erforderlich:
1. Die reichen Länder müssen ihren Ressourcenkonsum drosseln
und den armen Ländern helfen, ihre eigenen Probleme zu lösen.
Die Verringerung des Ressourcenverbrauchs wäre durch Effizienzsteigerung
bei der Ressourcennutzung und Änderung verschwenderischer Lebensstile
ohne erhebliche Einbußen an Lebensstandard durchaus möglich.
Entwicklungshilfe sollte vor allem im Transfer von Know-how und angepaßten
Technologien sowie in der Entschuldung der ärmsten Länder
bestehen.
2. In den armen Ländern muß so rasch als möglich das
rasante Bevölkerungswachstum gedrosselt werden. Voraussetzung für
den Erfolg von Maßnahmen der Geburtenkontrolle ist die Berücksichtigung
der Menschenwürde sowie der kulturbedingt sehr unterschiedlichen
ethischen Positionen in den einzelnen Entwicklungsländern. In allen
Ländern jedoch ist die Stärkung der Stellung der Frau in der
Gesellschaft wahrscheinlich die wichtigste Voraussetzung für wirksame
Maßnahmen mit dem Ziel der kurzfristigen Eindämmung des Bevölkerungswachstums.
Nur
bei Verwirklichung aller erforderlicher Maßnahmen kann die Armut
dieser Welt wirksam bekämpft und eine nachhaltige Entwicklung als
Voraussetzung für das Überleben von Mensch und Biosphäre
im 21. Jahrhundert sichergestellt werden. Von allen diesen Voraussetzungen
sind wir derzeit noch weit entfernt.
„Die nächste Eiszeit kommt bestimmt
Natürlich sowie durch den Menschen ausgelöste Klimaschwankungen
und ihre Folgen.“
Seit
1900 hat die mittlere Erdtemperatur um etwa 1°C zugenommen. Das
Jahr 1998 war das wärmste seit 1000 Jahren. Überdies haben
sich jahreszeitliche Wetterabläufe in zahlreichen Regionen drastisch
verändert. Die globale Erwärmung ist zumindest zum Teil durch
den Menschen verursachten Ausstoß von Treibhausgasen (vor allem
Kohldioxid und Methan) zurückzuführen. In diesem Vortrag wird
die Frage aufgeworfen, ob die globale Erwärmung möglicherweise
den Eintritt der nächsten Vereisungsphase verhindern wird, deren
Höhepunkt in etwa 60.000 Jahren zu erwarten wäre. Die Antwort
soll bereits vorweg genommen werden: Wir werden die Schlussfolgerung
ziehen, dass die globale Erwärmung dazu nicht ausreicht.
Das
Klima der Erde wird durch die Energiezufuhr von der Sonne, die Wärmebilanz
innerhalb der Atmosphäre sowie durch die Umverteilung von Wärme
durch die weltweite atmosphärische sowie die ozeanische Zirkulation
kontrolliert. Im Verlaufe der Erdgeschichte traten Perioden mit stark
unterschiedlichen klimatischen Bedingungen auf. Nur während etwa
3% der gesamten Erdgeschichte war es kalt genug, daß sich in den
Polarregionen sowie in Hochgebirgen Gletscher bilden konnten.
Klimaschwankungen im Verlaufe der Erdgeschichte wurden vor allem durch
den Einfluß der folgenden Faktoren ausgelöst:
Veränderungen des Energieinputs von der Sonne (der Solarkonstante):
Diese sind bedingt durch (1) Änderungen in er intrinsischen Strahlungsemission
der Sonne (diese hat im Laufe der Erdgeschichte um ca. 30 % zugenommen)
sowie durch (2) Zyklische Veränderungen in wichtigen Bahnelementen
der Sonne um die Erde.
Atmosphärische
und ozeanische Zirkulationsmuster können sich langfristig durch
die Veränderung der Meer- Landverteilung sowie der Entstehung von
Gebirgsketten verschieben. Außerdem können sich die Muster,
besonders von Meeresströmungen, sehr kurzfristig ändern und
zu einer Destabilisierung des Klimas führen.
Der
atmosphärische Treibhauseffekt, welcher derzeit zu einer Erhöhung
der mittleren Erdtemperatur von –19 auf +15°C führt,
kann infolge von Veränderungen des Gehaltes der Erdatmosphäre
an Treibhausgasen stark schwanken. Für Veränderungen des Gehalts
der Atmosphäre an natürlichen Treibhausgasen sind vor allem
Verschiebungen der Massenbilanzen dieser Spurengase zwischen der Atmosphäre
auf der einen, dem Ozean und dem Festland auf der anderen Seite, verantwortlich.
Die
meisten Klimaforscher nehmen an, daß periodische Veränderungen
in wichtigen Elementen der Umlaufbahn der Erde um die Sonne (Milankowitch-Zyklen)
für den seit etwa 900.000 Jahren auftretenden Wechsel zwischen
Eiszeiten und Warmzeiten mit einer Periodizität von etwa 100.000
Jahren verantwortlich sind. Diese Klimaänderungen können vor
allem aus Eisbohrkernen und der Untersuchung von Meeresbodensedimenten
rekonstruiert werden.
Seit
1800 hat sich der atmosphärische Kohlendioxidgehalt ungefähr
um 30% erhöht, die atmosphärischen Methankonzentrationen haben
sich während der selben Zeit verdoppelt. Etwa 50% der zusätzlichen
der Atmosphäre freigesetzten Kohldioxidmenge verbleiben in der
Atmosphäre. Der Verbrauch fossiler Treibstoffe trägt zu 77%
und Veränderungen in der Landnutzung (vor allem Abholzung von Primärwäldern)
zu 23% zum Anstieg des atmosphärischen Kohlendioxidgehaltes bei.
Der jetzige atmosphärische Kohlendioxid-Partialdruck ist wahrscheinlich
der höchste während der letzten 200.000 – 300.000 Jahre.
Die
fortgesetzte globale Erwärmung läßt die folgenden negativen
Auswirkungen für den Menschen befürchten:
Verschiebungen in der globalen Verteilung von Temperaturen und Vegetationsgrenzen:
Obwohl diese in einigen kalten Regionen durchaus auch positive Folgen
hätte, könnte insbesondere das Auftauen von Permafrostböden
die Freisetzung zusätzlicher Treibhausgase (Kohldioxid und Methan)
zur Folge haben. Dadurch würde sich der derzeitige Erwärmungstrend
signifikant verstärken.
Verschiebungen in den regionalen Mustern der Niederschläge: Diese
könnten die Zunahme von Niederschlagsmengen in bereits jetzt feuchten
Gebieten, aber auch zu einer Abnahme der Niederschlagsmengen in bereits
letzt trockenen Gebieten führen. Es wird befürchtet, daß
sich der bereits jetzt beobachtete Trend zur Ausdehnung von Wüstengebieten
(Desertifikation) durch den Klimawandel noch weiter verstärken
wird.
Globaler Meeresspiegelanstieg: Während der letzten 100 Jahre ist
der Meeresspiegel durch das Abschmelzen von Gletschereis sowie der Wärmeausdehnung
oberflächennaher Ozeanschichten weltweit um 10 – 25 cm gestiegen.
Vorhersagen bis zum Jahr 2100 schwanken zwischen 20 und 100 cm. Die
Unsicherheit in den Vorhersagen ist vor allem darin begründet,
daß der Effekt der Wärmeausdehnung des Ozeanwassers noch
schwer abschätzbar ist. Man geht davon aus, daß er zu etwa
50% zum gesamten Meeresspiegelanstieg beiträgt. Wenn alles in den
Poleiskappen und den Hochgebirgen gespeicherte Eis schmelzen würde,
käme es allein dadurch zu einem Meeresspiegelanstieg um 86m.
Zunehmende Häufigkeit von Extremwetterereignissen und Naturkatastrophen:
Je größer ein Naturereignis, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit
seines Eintritts. Demzufolge ist es schwierig, die häufig als gegeben
erachtete Zunahme der Häufigkeit von Extremwetterereignissen mit
statistischen Methoden nachzuweisen. Die Verdichtung der Bevölkerung
und die Intensivierung der Nutzung potentiell gefährdeter Regionen
hat aber nachweislich zu einer Zunahme der Vulnerabilität und damit
des Schadenspotentials geführt. Als Folge erhöhte sich in
den letzten Jahrzehnten nachweislich die Schadenshöhe und die Anzahl
von Todesopfern in der Folge meteorlogisch bedingter Naturkatastrophen
wie Stürme und Überschwemmungen.
Destabilisierung des Klimas: Modellrechnungen haben auf die Möglichkeit
hingewiesen, daß es infolge der globalen Erwärmung: zu Veränderungen
der Meeresströmungen (insbesondere des Golfstromes) kommen könnte.
Insbesondere wurde vermutet, dass es infolge der Stabilisierung der
Wassersäule in Nordatlantik durch den verstärkten Schmelzwasserzufluß
möglicherweise zu einem Unterbleiben des massiven konvektiven Absinkens
von kaltem Oberflächenwasser kommen könnte, was zu einem Versiegen
des Nordatlantikstroms führen würde. Dies könnte und
einer kurzfristigen drastischen Abkühlung in weiten Gebieten Europas
führen. Dieses Scenario scheint aber nach den neuesten Modellierungen
weniger wahrscheinlich als noch vor kurzer Zeit angenommen.
Das
Kyoto-Protokoll 1997 ist ein Versuch, durch politische Maßnahmen
den Ausstoß von Treibhausgasen durch die Industrienationen bis
zum Jahr 2010 um 5 % gegenüber den Werten von 1990 zu verringern
mit dem Ziel, eine weitere globale Erwärmung durch Treibhausgase
zu verhindern. Ein großes Manko des Kyoto-Protokolls besteht in
dem Ausschluß von Entwicklungsländern mit stark wachsenden
Wirtschaftsvolumina, vor allem von China und Indien, aus der Verpflichtung
zur Emissionsminderung. Auch die Anrechnung von Kohlendioxidsenken durch
Wiederaufforstungsmaßnahmen auf die Verpflichtung zur Verringerung
des Kohlendioxid-Ausstoßes ist problematisch. Ein positives Element
des Protokolls stellt demgegenüber die Möglichkeit des Handels
mit Emissionszertifikaten dar. Bis heute ist das Kyoto-Protokoll allerdings
noch nicht in Kraft, da es noch nicht von einer ausreichender Anzahl
von Staaten ratifiziert worden ist.
Trotz seiner Mängel und den bestehenden Unsicherheiten in Voraussagen
der künftigen Klimaentwicklung und seiner Folgen wäre ein
Inkrafttreten des Kyoto Protokolls als Maßnahme zum Klimaschutz
wünschenswert.
„Gibt
es intelligentes Leben auf anderen Sternen ?
oder: Stehen wir vor einer Umkehr der Kopernikanischen Wende“?
Mit
der Formulierung des 1543 veröffentlichten Heliozentrischen Weltsystem
hat Nicolaus Copernicus einen der größten Paradigmenwechsel
in der gesamten Geistesgeschichte eingeleitet. Wesentliches Element
dieses neuen Weltbildes ist die Vorstellung von unserer Erde als einer
von vielen Welten, außerhalb eines nur gedachten Zentrums des
Kosmos und damit der Schöpfung. Es könnte aber sein, daß
wir diese Vorstellung werden revidieren müssen und zu der Auffassung
zurückkehren, daß unsere Erde eine Sonderstellung im Kosmos
einnimmt: Denn alle Versuche, Spuren von gegenwärtigem oder vergangenen
Leben auf anderen Planeten des Sonnensystems oder sonst wo zu entdecken,
sind bisher fehlgeschlagen. In dem Vortrag werden die Chancen von Leben
im Universum sowie die Aussichten, mit fremden Zivilisationen in Kontakt
zu treten, nach dem aktuellen Stand unseres Wissens diskutiert.
1.
Vorsaussetzungen für die Entstehung von Leben im Universum:
Wenn wir versuchen wollen, auf diese Frage eine Antwort zu finden, haben
wir nur die Möglichkeit uns zu fragen, welche Voraussetzungen erfüllt
sein mussten, damit sich auf der Erde Leben entwickeln konnte. Danach
können wir untersuchen, ob diese Bedingungen auch anderswo erfüllt
sind. Als zentrale Arbeitshypothese unterstellen wir dabei, daß
zu allen Zeiten und in allen Bereichen des Universums die selben Naturgesetze
gegolten haben bzw. gelten (Uniformitarianismus). Die Entstehung von
Leben auf der Erde war an zahlreiche Randbedingungen geknüpft:
Das Vorhandensein der erforderlichen chemischen Elemente, flüssiges
Wasser und biologisch nutzbare Energie. Außerdem mußte feste
Oberflächen vorhanden sein, die Temperaturen durften nur innerhalb
enger Grenzen schwanken und die Umweltbedingungen mußte für
lange Zeiten innerhalb der für Organismen tolerierbaren Grenzen
gelegen sein.
2.
Die Wahrscheinlichkeit von Leben auf anderen Sternen:
Die Abschätzung der Wahrscheinlichkeit von außerirdischem
Leben kann entweder durch die Definition bewohnbarer Bereiche oder auf
Grund von statistischen Verfahren abgeschätzt werden:
Bewohnbare Zonen im Kosmos
Innerhalb
des Universums gibt es nur relativ eng umgrenzte bewohnbare Zonen:
- Unser Sonnensystem: Unsere beiden unmittelbaren Nachbarplaneten Venus
und Mars sind unwirtliche lebensfeindliche Welten: Auf der Venus gibt
es kein Wasser, da dieses durch die intensive Ultraviolettstrahlung
der Sonne, die auf der Venus fast doppelt so intensiv ist wie auf der
Erde, zersetzt worden ist. Wegen eines extrem hohen Treibhauseffekts
infolge der mächtigen Kohlendioxidatmosphäre beträgt
die Temperatur an der Oberfläche der Venus ca. 470°C. Mars
hingegen hat eine extrem dünne Atmosphäre. Seine Durchschnittstemperatur
beträgt –60°C. Es gibt aber gute Hinweise dafür,
daß es auf dem Mars früher flüssiges Wasser gegeben
hat und es ist nicht mit Sicherheit auszuschließen, daß
es in seiner Frühzeit auf dem Mars primitives mikrobielles Leben
gegeben haben könnte. Innerhalb unseres Sonnensystems gibt es demnach
nur eine eng umgrenzte „bewohnbare Zone“, und die Erde liegt
in ihrer Mitte. Wichtigstes Kriterium für die Bewohnbarkeit von
Planeten innerhalb des Sonnensystems ist das Vorhandensein von flüssigem
Wasser. Es wird vermutet, daß es auf dem Jupitermond Europa unter
einer mächtigen Eisschicht einen ca. 100 km tiefen Ozean gibt.
Das Vorhandensein von Leben auf Europa wird derzeit intensiv diskutiert.
Es stellt sich allerdings die Frage nach der Energieversorgung für
biologische Prozesse. Die Intensität der Sonnenstrahlung ist nur
3,7 % so hoch wie auf der Erde, und die Eisdecke schirmt praktisch alles
Licht ab. Auch andere Energiequellen, etwa für chemosynthetische
Bakterien, sind nur schwer vorstellbar.
- Unsere Milchstraße: Auch unsere Milchstraße ist nur innerhalb
eines kleinen Teils ihres riesigen Gesamtumfangs zumindest theoretisch
bewohnbar: Im Zentrum der Galaxis bilden sich ständig neue Sterne
und Planetensysteme. Daher ist hier die Gefahr globaler Katastrophen
(Kollisionen mit Asteroiden und Kometen) extrem groß. Außerdem
herrschen hier hohe Intensitäten harter ionisierender Strahlung,
welche Leben unmöglich machen. An der Peripherie der Milchstraße
wiederum fehlen die schweren Elemente, welche für die Bildung von
Planeten erforderlich sind und die essentiellen Bausteine von Organismen
darstellen. Das Sonnensystem befindet sich innerhalb dieser bewohnbaren
Zone. Es wird vermutet, daß sich in diesem Bereich etwa 20 % der
insgesamt in der Milchstraße vorhandenen 1010 Sterne befinden.
Es ist aber keineswegs damit zu rechen, daß alle diese Sterne
von bewohnbaren Planeten umkreist werden. Vor allem multiple Sternsysteme,
die mindestens 50% aller Fixsterne ausmachen, kommen für die Entwicklung
von Leben wegen des Fehlens stabiler planetarer Umlaufbahnen von Planeten
nicht in Betracht. Ein anderer wichtiger Faktor ist die Lebensdauer
von Sternen. Diese ist umgekehrt proportional der 3. Potenz ihrer Masse,
da ihre Energieemission mit der 4. Potenz ihrer Masse zunimmt. Die Lebensdauer
von Sternen bestimmt den Gesamtzeitraum, währenddessen sich auf
einem Planeten Leben entwickeln und entfalten konnte. Die Sonne hat
eine Lebensdauer von ca. 10 Milliarden Jahren, ein Stern mit der zehnfachen
Masse aber nur eine von ca. 10 Millionen Jahren. Daher schieden massive
Sterne wegen ihrer kurzen Lebensdauer von vornherein für das Leben
aus.
Statistische
Verfahren:
- Die Drake-Gleichung: Im Jahr 1961 hat der amerikanische Astronom Frank
Drake eine Gleichung aufgestellt, welche die Abschätzung unserer
Chancen erlauben soll, mit anderen vernunftbegabten Wesen per Funk in
Verbindung zu treten. Diese Gleichung berücksichtigt die Wahrscheinlichkeit
des Auftretens von Leben, vor allem nach den oben genannten Kriterien,
welche das Vorhandensein von bewohnbaren Planeten berücksichtigen,
sowie die Wahrscheinlichkeit der Entstehung und der Lebensdauer technischer
Zivilisationen. Selbst unter der höchst optimistischen Annahme
von 5 Millionen derartigen Zivilisationen in unserer Milchstraße
wäre die nächste von uns 185 Lichtjahre entfernt. Dies ist
in der enormen Größe unseres Milchstraßensystems begründet,
dessen Durchmesser etwa 180.000 Lichtjahre beträgt. Eine pessimistische
Rechnung, welche vor allem eine kurze Lebensdauer technischer Zivilisationen
annimmt (ca. 300 Jahre) kommt zu dem Ergebnis, daß derzeit weniger
als 3 derartige Kulturen in unserer gesamten Milchstraße vorhanden
sind. Eine Kontaktaufnahme mit diesen ist daher mit Sicherheit auszuschließen.
- Parallele Universen: Nach neuen theoretischen Vorstellungen, basierend
auf der homogenen Struktur unseres Kosmos, müßten sich bestimmte
Strukturen im All in größeren Abständen, den Gesetzen
der Statistik folgend, wiederholen. Dies hätte die Konsequenz,
daß auch lebendige Strukturen in bestimmten räumlichen Abständen
wiederkehren. Unter der Voraussetzung einer unendlichen Ausdehnung des
Kosmos gäbe es dann unendlich viele Welten mit Leben, und unendlich
viele Kopien unserer selbst. Diese wären dann allerdings unvorstellbar
weit von uns entfernt.
Wenn
dies stimmen sollte, könnten wir zwar das kopernikanische Weltbild
aufrecht erhalten, mit fremden Intelligenzen in Berührung kommen
könnten wir aber dennoch nicht.
„Zeitkonstanten
der Entwicklung von Kosmos, Erdsystem, Biosphäre und Mensch“
Die
Geschwindigkeiten historischer Prozesse hängen von systemimmanenten
Zeitkonstanten der betroffenen Systeme sowie von externen Zeitgebern
ab. Bei der Steuerung komplexer Abläufe bestimmt das Zusammenwirken
mehrerer Zeitgeber nicht nur die Geschwindigkeit des Gesamtprozesses,
sondern in häufig auch seine Richtung.
Man kann zwischen zyklischen (sich wiederholenden) und aperiodischen
(gerichteten) Abläufen sowie einmaligen Ereignissen unterscheiden.
Zyklische Abläufe sind entweder streng periodisch oder quasi-periodisch.
Gerichtete Prozeßabläufe sind dadurch gekennzeichnet, daß
das System nicht wieder in seinen Ausgangszustand zurückkehrt.
In diese Kategorie gehören die Entwicklung des Universums seit
dem Urknall sowie die biologische und zivilisatorische Evolution. Die
Geschwindigkeiten gerichteter Abläufe werden oft stark durch positive
oder negative Rückkopplungen mitbestimmt.
1.
Zeitabläufe in der Entwicklung des Universums (Kosmologie):
Meist wird das Alter der Welt auf 15 Milliarden Jahre geschätzt.
Nach dem Standard-Modell der Kosmologie hat die Zeit mit dem Urknall
begonnen. Die Ereignisse in der unmittelbaren Folge des Urknalls spielten
sich innerhalb extrem kurzer Zeiträume ab; die Ablaufgeschwindigkeiten
verlangsamten sich dabei ständig. Als Beginn des Universums, auf
das wir unsere Vorstellungen anwenden können, kann jener Zeitpunkt,
etwa 300.000 nach dem Urknall, betrachtet werden, zu welchem sich Energie
und Materie trennten und das Universum dementsprechend transparent wurde.
In den nachfolgenden einmilliarden Jahren bildeten sich die ersten Kugelhaufen,
in welchen in den darauffolgenden 10 Milliarden Jahren die schweren
chemischen Elemente synthetisiert wurden.
2.
Zeitkonstanten der planetaren Evolution und für die Erde relevanter
kosmischer Prozesse
:
Der Beginn der Entwicklung des Sonnensystems kann mit dem ersten Auftreten
von interstellarem Staub angesetzt werden, aus dem sich anschließend
durch gravitationsbedingte Akkretion (Zusammenballung) die Planeten
bildeten. Aus dem Verhältnis langlebiger Radioisotope kann der
Beginn des Sonnensystems auf zwischen 4.5263 und 4.5609 Milliarden Jahren
vor heute sehr genau datiert werden. Die Akkretion des Erdsystems erfolgte
danach innerhalb der für geologische Prozesse sehr kurzen Zeit
von 30 Millionen Jahren. Wir sind daher über das Alter unserer
Erde sehr genau informiert.
Schwankungen in der Solarkonstante (der auf die Außenseite der
Erdatmosphäre auftreffenden Sonnenergie) treten aber auch durch
streng periodische Veränderungen der Bahnelemente der Erde um die
Sonne statt (den Milankowitch-Zyklen), welche Periodizitäten von
100, 40, 23 und 21 tausend Jahren aufweisen und sich gegenseitig überlagern.
Auch quasiperiodische Schwankungen in der Aktivität der Sonne führen
zu geringfügigen Klimaschwankungen (Klimaoptima und Klimapessima
im Holozän).
3.
Zeitkonstanten der Steuerung der biologischen Evolution:
Eine Antwort der Biosphäre auf externe Einflüsse ist nur möglich,
wenn die Zeitkonstanten möglicher biologischer Anpassungen gleich
oder kleiner sind als die Zeitkonstanten der externen Einflußgrößen.
Wichtige externe Steuerungsfaktoren für langfristige kontinuierliche
Umweltänderungen sind Meeresbodenspreizung und Kontinentaldrift.
Sie beeinflussen die atmosphärische und ozeanische Zirkulation
und führen zu langfristigen Klimaänderungen, da diese Zirkulationsprozesse
für die Umverteilung von Wärme und Niederschlägen verantwortlich
sind.
Konstante Mutationsraten im Erbgut von Organismen ließen einen
kontinuierlichen Ablauf der Evolution erwarten, wie dies auch Charles
Darwin vermutet hatte (Gradualismus). Die durchschnittliche „natürliche
Lebenserwartung“ von biologischen Arten beträgt 5 –
10 Millionen Jahre. Die meisten Arten sind relativ kurzlebig, nur wenige
Taxa überleben wesentlich längere Zeiträume („lebende
Fossilien“). Diese „Hintergrundextinktion“ führt
zu einem Gleichgewicht zwischen der Neubildung und dem Aussterben von
biologischen Arten. Während solcher Perioden bleibt die Gesamtartenzahl
annähernd gleich.
Massenextinktionen treten infolge kurzfristiger Verschlechterungen der
globalen Umweltbedingungen oder durch katastrophale Ereignisse mit globalen
Auswirkungen (Meteoriteneinschläge und vulkanische Deckenergüsse)
auf. Die Eintritts-wahrscheinlichkeit derartiger Ereignisse ist invers
mit ihrer Größe korreliert. Als Folge von Massenextinktionen
nehmen die Gesamtartenzahlen innerhalb kurzer Zeiträume stark ab.
Sie sind wichtigste Auslöser für adaptive Radiationen, durch
welche in der Folge von Massenextinktionen unbesetzte Ökologische
Nischen durch neu gebildete Arten wiederbesetzt werden. Derartige intensive
Entwicklungsphasen erfordern günstige äußere Bedingungen
und dauern 2-5 Millionen Jahre. Wegen der großen Bedeutung von
Massenextinktionen im Verlaufe der Erdgeschichte wird angenommen, daß
sich die Evolution vor allem in kurzen Schüben abgespielt hat,
welche lange Perioden mit geringer Artbildungsrate unterbrachen (Punktualismus).
4.
Zeitkonstanten der kulturellen und der technisch-zivilisatorischen Entwicklung
des Menschen:
Die Entwicklung der Geisteskultur des Menschen zeigt lang anhaltende
Aufstiegsphasen, kurze Blüten und einem raschen Verfall. Hochblüten
erstreckten sich nicht notwendigerweise auf sämtliche Bereich der
Geisteskultur gleichzeitig, wie dies während der Griechischen Antike
der Fall war. Der zeitliche Ablauf der Entwicklung der Geisteskultur
weist demnach gewisse Ähnlichkeiten mit jenem der biologischen
Evolution auf.
Der Ablauf der Entwicklung der materiellen Kultur (Naturwissenschaft
und Technik) ist durch eine starke Beschleunigung gekennzeichnet. Dies
ist darauf zurückzuführen, daß die Entwicklung von Naturwissenschaft
und Technik auf die Weitergabe von Information von einer Generation
zur nächsten beruht, welche dann auf diesen Errungenschaften aufbauen
kann. Besonders augenfällig ist dies seit der Industriellen Revolution,
welche einen enormen Innovationsschub in allen Bereichen der Technik
auslöste. Das Bevölkerungswachstum hat sich ebenfalls während
der letzten 200 Jahre stark beschleunigt. Dies ist auf die technisch-zivilisatorische
Entwicklung im Gefolge der Industriellen Revolution und die sich daraus
ergebenen gesellschaftlichen Veränderungen zurückzuführen.
Das Bevölkerungswachstum ist daher direkt mit der zivilisatorischen
Entwicklung verknüpft.
Was ist Globaler Wandel ?
Die Variabilität des Erdsystems von seinen Anfängen bis zu
Anthropozän
Dies
ist ein zweiteiliges Seminar, das sich in erster Linie an Studierende
der Biologie in den unteren Semestern richtet. Jede dieser Präsentationen
dauert etwa eine Stunde, es ist auch möglich, in einem 1-stündigen
Vortrag eine gekürzte Fassung dieses Referates zu präsentieren.
Teil I:
„Die Entstehung eines lebensfreundlichen Planeten”
Sowohl innerhalb unserer Galaxis als auch innerhalb des Sonnensystems
gibt es nur relativ begrenzte ”bewohnbaren Bereiche”, in
welchen die für die Entstehung und Entwicklung von Leben erforderlichen
Vorbedingungen gegeben sind: Im Zentralbereich der Milchstraße
kommt es zu häufigen Kollisionen von Asteroiden und die Intensität
kosmischer Strahlung ist hoch. In den aus alten Sternhaufen bestehenden
peripheren Bereichen wiederum ist der Anteil der schwereren Elemente,
die während der Frühzeit des Kosmos in massiven Sternen und
Supernovae synthetisiert worden sind, zu gering. Innerhalb des Sonnensystems
ist die bewohnbare Zone in erster Linie durch das Vorhandensein von
flüssigem Wasser definiert. Dieses ist eine essentielle Voraussetzung
für die Entstehung und Aufrechterhaltung von Leben. Auf der Venus
gibt es kein Wasser, da infolge der stärkeren Sonneneinstrahlung
das Wassermolekül in seine Bestandteile gespalten wird (Photolyse).
Auf dem Mars hingegen herrschen zu tiefe Temperaturen vor, um flüssiges
Wasser zu ermöglichen. Infolge der geringen Gravitation des Mars
ist seine Atmosphäre fast vollständig in das Weltall entwichen
und es herrscht eine Durchschnittstemperatur von –60°C. Auch
die Erde verdankt das Vorhandensein von flüssigem Wasser lediglich
dem atmosphärischen Treibhauseffekt (vor allem durch Wasserdampf),
welcher die durchschnittliche Oberflächentemperatur auf der Erde
von einer Strahlungs- Gleichgewichtstemperatur von –18°C auf
eine mittlere Temperatur von +15°C anhebt.
Die Evolution des Lebens auf der Erde ist durch eine Abfolge von wichtigen
Teilschritten gekennzeichnet: (1) Die prägbiologische chemische
Evolution der Vorstufen des Lebendigen, (2) die biochemische Evolution
der verschiedenen Stoffwechselwege, (3) die zelluläre Evolution
der Drei Reiche der Natur und (4) die morphologische Evolution der mehrzelligen
Pflanzen und Tiere. Entscheidende Wendepunkte in der Erdgeschichte waren
die Freisetzung von molekularem Sauerstoff in die Atmosphäre durch
photosynthetische Organismen vor etwa 2 Milliarden Jahren sowie die
Eroberung des Landes durch Pflanzen und Tiere aus dem Meer vor etwa
400-500 Millionen Jahren. Die Entwicklung der ersten Formen von Leben
war wahrscheinlich nur unter sauerstoff-freien Bedingungen möglich,
da die erforderlichen Makromoleküle sonst nicht beständig
gewesen wären. Die Entwicklung von komplex organisierten mehrzelligen
Organismen hingegen ist nur in Anwesenheit von Sauerstoff möglich
gewesen, weil durch anaerobe Prozesse nicht ausreichend Energie für
mehrzellige Organismen verfügbar gewesen wäre. Die Eroberung
des Landes durch Pflanzen und Tiere wiederum wurde erst möglich,
nachdem sich in der Stratosphäre eine ausreichend mächtige
Ozonschicht gebildet hatte, welche die Intensität der lebensfeindlichen
solaren Ultraviolettstrahlung stark herabsetzte.
Die wichtigsten Hypothesen des Vortrags sind: (1) Die Entstehung belebter
Strukturen auf der Erde war, statistisch betrachtet, extrem unwahrscheinlich
und von vielen Randbedingungen abhängig. (2) Organismen haben ihre
eigene Umwelt entscheidend mitgestaltet. (3) Die Evolution ist durch
einen diskontinuierlichen Ablauf gekennzeichnet.
Teil
II:
Intelligentes
Leben: Ein zweifelhafter Segen für den Planeten Erde?
Zunächst
werden die wichtigsten Massen-Extinktionen im Verlaufe der Erdgeschichte
sowie ihre vermutlichen Ursachen und ihre Auswirkungen auf die Entwicklung
des Lebens behandelt. Wichtigste Auslöser von Massen-Extinktionen
sind: (1) Vereisungen, begleitet von einem drastischen Absinken des
Meeresspiegels: Dadurch gingen zahlreiche Lebensräume sowohl im
Ozean (Flachwasser) als auch auf dem Festland (Polarregionen, Gebirge)
verloren. (2) Vulkanische Deckenergüsse: Dadurch kam es zunächst
zu einer weltweiten Trübung der Atmosphäre und in der Folge
zu einer drastischen Abkühlung, gefolgt von einem starken Treibhauseffekt
durch die Freisetzung von Treibhausgasen. (3) Asteroiden- oder Kometeneinschläge:
Neben den unmittelbaren Auswirkungen des Kollisionsereignisses sind
die Auswirkungen auf das Klima ähnlich wie jene massiver Vulkaneruptionen.
Während aber die Auswirkungen vulkanischer Deckenergüsse einige
zehntausend Jahre anhalten, wirken sich Astroidenaufschläge nur
während kurzer Zeiträume von einigen Jahren aus. Zahlreiche
Extinktionsereignisse während der Erdgeschichte können zeitlich
mit vulkanischen Deckenergüssen korreliert werden. Hingegen läßt
sich ausschließlich die Massenauslöschung vor 65 Mio. Jahren
mit Sicherheit, neben dem Dekkan-Deckenerguß auch einer Asteroidenkollision
auf der Halbinsel Yucatán zuordnen. Das Zusammentreffen beider
Ereignisse gibt er Wissenschaft große Rätsel auf. Massenextinktionen
während der geologischen Vergangenheit haben der Evolution der
Organismen entscheidende Impulse gegeben.
Nach einer kurzen Beschreibung der Änderungen der Umweltbedingungen
während der Erdneuzeit (vor allen der globalen Abkühlung im
Tertiär und nachfolgende Vereisung im Quartär) werden die
Einflüsse des Menschen auf die globale Umwelt beschrieben. Der
Vortrag basiert auf den folgenden Hypothesen: (1) Infolge seiner intellektuellen
Fähigkeiten hat der Mensch sein ökologisches Toleranzspektrum
sehr wesentlich erweitert. Er wurde dadurch befähigt, praktisch
alle Klimazonen der Erde mit Ausnahme der Polarregionen zu besiedeln.
(2) Diese Expansion unserer eigenen Spezies war vor allen durch zwei
Errungenschaften möglich: (a) Die Ertragsteigerung von Landflächen
durch gezielte Bewirtschaftung und Züchtung von Nutzpflanzen und
Haustieren zu Beginn der Jungsteinzeit vor ca. 7.000 Jahren, sowie (b)
die Nutzung externer Energiequellen, vor allem fossiler Energieträger
um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Diese Errungenschaft markiert den
Beginn der Industriellen Revolution, welche die Technisierung unserer
Welt ermöglichte und eine drastische Beschleunigung des Wachstums
der Weltbevölkerung zur Folge hatte. (3) Durch die Freisetzung
von atmosphärischen Spurengasen (vor allen Kohlendioxyd und Methan)
sowie durch die Synthese von künstlichen Düngern (besonders
von Ammoniak aus Luftstickstoff) wurden das globale Klima, und die globalen
biogeochemischen Stoffkreisläufe stark verändert. Aus allen
diesen Gründen hat der Nobelpreisträger Paul Crutzen vorgeschlagen,
unsere gegenwärtige Periode als neues geologisches Zeitalter, das
Anthropozän zu definieren.
PDF
Version