Dr. Gregor Schmitz, der Leiter des Botanischen Gartens der Universität Konstanz, vor einem ausgestellten Granatapfelstrauch. Bild: Universität Konstanz

Zitronenmelisse statt Matchatee

Botanischer Garten der Universität Konstanz zeigt tropische Superfood-Pflanzen und ihre „heimischen“ Alternativen – durch den Zaun

Chia, Acai und Avocado – der „Superfood“-Trend ist ungebrochen. Manchen Pflanzen werden besonders gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben, womit sie sich angeblich deutlich von den üblichen Kulturpflanzen abheben. Aber die nachgesagten positiven Wirkungen sind oft nicht belegt, und der Lebensmittelindustrie wird vorgeworfen, mit dem Superfood-Konzept lediglich neue Märkte schaffen zu wollen. Auf jeden Fall sind Anbau und Transport von tropischem Superfood ökologisch und sozial oft nicht unbedenklich. „Warum aus der Ferne holen, wenn das Gute liegt so nah?“ fragt eine Pflanzenausstellung des Botanischen Gartens der Universität Konstanz. Sie zeigt tropische Superfood-Pflanzen und ihre „heimischen Alternativen“. Bis Anfang August kann sie jederzeit und ohne Anmeldung besucht werden, denn sie findet sich direkt hinter dem Zaun des Botanischen Gartens und kann von außen angeschaut werden.

Hirse ist so nährstoffreich wie Quinoa
„Heimisch“ steht in Anführungsstrichen, weil die Kulturpflanzen vor Ort zum Teil ebenfalls irgendwann einmal nach Europa gekommen sind – wie zum Beispiel das Hirsegras. Es stammt ursprünglich aus Zentralasien, wird aber seit Jahrtausenden hierzulande angebaut. Im Botanischen Garten steht daneben ein Topf mit Quinoa-Pflanzen. Das Superfood wird wegen seines hohen Gehalts an Vitamin A, B und C sowie Eisen und Folsäure geschätzt. Wenn es in unseren Supermärkten ausliegt, hat es um die 10.000 Kilometer hinter sich. Hinzu kommt, dass der Handel mit dem Pseudogetreide nicht immer die sozialen und ökologischen Kriterien fairen Handels einhält. Die Hirse ist nährstoffreich und wie Quinoa glutenfrei. Hafer ist ein weiterer heimischer Ersatz für das Import-Produkt.

Des Weiteren kann die Schwarze Johannisbeere locker mit dem Vitamingehalt der aus China importierten Gojibeere mithalten, die in den hiesigen Supermärkten ohnehin zumeist nur in getrocknetem Zustand zu haben ist. Wer mit Avocados seinem Cholesterinspiegel etwas Gutes tun möchte, kann ebenso zu Walnüssen greifen, die schon die Römer in Mitteleuropa verbreiteten. Sie toppen die Avocado sogar noch, was die ungesättigten Fettsäuren betrifft.

Und so geht es weiter: Dem aus Asien kommenden Matchatee steht die in vielen Hausgärten vertretene Zitronenmelisse an gesundheitlichen Wirkungen um nichts nach, und für den tropischen Granatapfel ist die heimische Himbeere guter regionaler Ersatz zur Stärkung der Abwehrkräfte. „Steigt man auf ‚heimische‘ Früchte um, sollte man allerdings die Herkunft prüfen, denn es ist wenig gewonnen, Hirse aus China und Walnüsse aus Chile zu kaufen“, sagt Dr. Gregor Schmitz, Leiter des Botanischen Gartens.

Zusätzliche Führung
Anhand von zirka 20 Pflanzen zeigt die Ausstellung, dass auch hierzulande Superfood wächst und vielfach längst auf dem Speisezettel steht. Zu jeder Pflanze gibt es eine Info-Tafel, die durch den Zaun gut zu lesen ist. Wer mehr zum Thema erfahren möchte, sollte zu den Führungen am Sonntag, 1. August 2021, um 10 Uhr oder 11.30 Uhr kommen. Durch die Ausstellung führt die Biologin Birgit Albert.


Faktenübersicht:

  • Ausstellung „Warum aus der Ferne holen, wenn das Gute liegt so nah?“ des Botanischen Gartens der Universität Konstanz
  • Tropische Superfood-Pflanzen und ihre „heimischen“ Alternativen
  • Noch bis Anfang August 2021 jederzeit durch den Zaun des Botanischen Gartens zu sehen.